Auch wenn im Alltag gerade wieder ein wenig mehr Normalität einkehrt, die Corona-Pandemie hat uns nach wie vor fest im Griff. Jetzt droht bereits die zweite Welle – kann ich dennoch gefahrlos in den Urlaub fliegen? Wir sagen, was Sie unbedingt beachten sollten, um kein Risiko einzugehen.
Seit Juni sind wieder Urlaubsreisen in zahlreiche Länder möglich, wir Deutschen haben das gerne genutzt. Auch wenn viele sich sicherheitshalber für Reisen in der Heimat entschieden haben. Doch nach den Sommerferien wird deutlich: Die Neuinfektions-Zahlen sind so hoch wie lange nicht mehr, einer der Gründe hierfür scheint die ungebremste Reiselust von uns Deutschen zu sein. Insofern stellt sich die Frage: Ist Fliegen in Corona-Zeiten wirklich ungefährlich?
Beim Fliegen reine Luft wie im OP – stimmt das?
Die Reiseveranstalter und vor allem die Fluglinien behaupten ja. Geworben wird mit der Behauptung, die Luft in Flugzeugen sei dank der speziellen Klimaanlagen ähnlich rein wie in einem Krankenhaus-OP. Mit diesem einprägsamen Vergleich soll suggeriert werden, dass Hochleistungsfilter in den klimatisierten Fliegern auch noch das letzte potenziell schädliche Teilchen herausfiltern – sogar die gefährlichen Aerosole.
COVID 19 wird nach aktuellem Kenntnisstand über infektiöse Tröpfchen oder Aerosole übertragen. Dennoch weisen Experten immer wieder darauf hin, dass streng genommen eine Flugzeug-Klimaanlage nicht mit der Belüftung in einem OP vergleichbar wäre. Vergleichbar – aber eben nicht genauso. Während im OP die Luft aus dem Raum abgesaugt und ständig neue, gefilterte Luft zugeführt wird, ist zumindest ein Teil der Luft in der Flugzeugkabine recycelt. Außerdem würden sich in keinem Operationssaal der Welt 150 Menschen befinden.
Ein nachgewiesener Infektionsfall auf einem Flug
Nachweislich ist eine Ansteckung im Flugzeug möglich; so steckte Ende März auf einem Flug in Asien ein coronainfizierter Passagier gleich 12 Personen an. Diese saßen in seiner unmittelbaren Nähe.
Also möglichst gar nicht mehr fliegen, bis endlich ein funktionierender, allgemein verfügbarer Impfstoff entwickelt ist? Was allerdings noch Jahre dauern kann … Schließlich wird von Experten ebenfalls betont, Hygienevorschriften und Maskenpflicht an Bord würden ebenfalls keine absolute Sicherheit bieten. Zumal der Mundschutz auf längeren Flügen ja beim Essen und Trinken abgenommen wird.
Sicher fliegen durch Eigeninitiative
Sicherlich sollte man sich vor jedem Flug überlegen, ob er wirklich nötig ist. Schließlich gibt es auch hierzulande schöne Urlaubsdestinationen: jede Menge Meer, beeindruckende Bergmassive, idyllische, verträumte Städtchen, Inselfeeling und und und. Sowohl Aktivurlaub und Sightseeing als auch Erholung und Seele baumeln lassen steht nichts im Wege. Doch manchmal geht es eben nicht ohne das Flugzeug.
Was viele nicht wissen: Man hat es als Passagier ein Stück weit selbst in der Hand, das Infektionsrisiko zu minimieren. Das gilt gleichermaßen für den Urlaubsflieger als auch den Flug zum Business-Termin. Die wichtigsten Tipps haben wir für Sie gesammelt.
- Bei der Buchung unbedingt versuchen, einen Platz möglichst im hinteren Bereich sowie am Fenster zu ergattern. Laut Statistik ist hier das Ansteckungsrisiko am geringsten, zudem entgeht man so den Luftverwirbelungen im Gang (hier könnten sich Aerosole häufen!).
- Auf dem Airport, im Terminal, auf dem Weg zum Flieger und beim Ein- und Aussteigen auf die Hygienevorschriften achten und die Abstandsregeln einhalten.
- Clevere bleiben außerdem während des gesamten Flugs auf ihrem Platz. So gerät man auch nicht in Gefahr, Leuten im Gang zu nahe zu kommen oder in einen Toilettenstau.
- Die Luftdüsen über dem Sitzplatz geschlossen halten! Lieber etwas Schwitzen, als ein unnötiges Risiko einzugehen.
- Dies gilt ebenfalls für den Mund-Nasen-Schutz. Dieser sollte während des Fluges getragen werden und korrekt sitzen. Bei Verstoß gegen die Maskenpflicht in den Terminals und an Bord drohen aber Strafen. Bei der Airline Qatar Airways muss sogar zusätzlich noch ein „Face Shield“ getragen werden, eine Gesichtsbedeckung mit Plexiglasscheibe.
- Die Hände so häufig wie möglich waschen (auf jeden Fall vor und nach dem Flug!); ruhig ein paar Desinfektionstücher einstecken und auch während der Reise auf peinlich genaue Hygiene achten.
Lieber gleich zwei Plätze buchen?
Große Unsicherheit herrscht bei vielen Reisenden in Bezug auf die Abstandsregel: Lässt diese sich an Bord überhaupt einhalten? Jeder hat schließlich schon selbst erlebt, dass es durchaus recht eng in der Luft werden kann. Deshalb schwören manche Fluggäste darauf, momentan einfach zwei Plätze zu buchen. Nach dem Motto: Lieber etwas mehr Geld investieren, als mit dem Nebenmenschen zu kuscheln.
Der Flugzeugforscher Dieter Scholz von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg hält diese Strategie für sehr sinnvoll, so könne das Risiko einer Infektion um den Faktor acht gesenkt werden. Doch das kann leider bei den meisten Airlines ziemlich ins Geld gehen. Lediglich Billigflieger Eurowings hat reagiert und bietet die zusätzliche Buchung des Mittelsitzes gegen einen geringen Aufpreis an.
Die Airlines sorgen ebenfalls für Verbesserungen
Aber auch die Fluggesellschaften haben zusätzlich weitere Vorsichtsmaßnahmen getroffen zum Schutze der Passagiere. So hat beispielsweise die Lufthansa Group (Swiss, Austrian Airlines, Eurowings und Brussels Airlines) den Bordservice stark eingeschränkt, unter 50 Minuten Flugzeit steht er gar nicht mehr zur Verfügung. Bei Ryan Air und Easy Jet ist keine Barzahlung an Bord mehr möglich. Außerdem werden bei allen Airlines die Maschinen verstärkt gründlich gereinigt und desinfiziert.